Lesungen der Anderen Art

Seit ca. 10 Jahren finden Lesungen zu den Straßennamen im Stadteil Vauban statt.

 

Die letzte Lesung fand zu Elly Heuss-Knapp am 18. Juli um 20.00 h, Vauban Alfred Döblin Platz, Haus 37, 1. Stock, Großer Saal statt

 

 

Kontakt: Ulrike Schubert ulmischubert@gmx.de und Gabi Buergl-Moravcik g.buergl@gmx.de.

 

„ Haushalt und Kinderbetreuung so viel wie nötig, Erwerbstätigkeit und soziales Engagement so intensiv wie möglich.“ Elly Heuss-Knapp

 

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Elly Heuss-Knapp: Straßennamen – Lesung

 

 

 

Der Aktionskreis Kunst Vauban lädt herzlich ein zu einer Biografie in Bildern, Texten und Dokumenten über Elly Heuss-Knapp (1881 Strasbourg – 1952 Bonn), Gründerin des Müttergenesungswerks und Namensgeberin der Straße in der Solarsiedlung .

 

Dr. Sylvie Nantcha, Vorsitzende Elly-Heuss-Knapp-Stiftung / Müttergenesungswerk Freiburg und Stadträtin würdigt Elly Heuss-Knapp und die große Aktualität des Müttergenesungswerks auch heutzutage.

 

 

 

 

 

 

 

Elly Heuss-Knapp war eine seltene Ausnahme unter den jungen Frauen des späten
Kaiserreichs. Sie studierte und drängte in die Politik.
Auch später, als Ehefrau des Bundespräsidenten Theodor Heuss, setzte sie Maßstäbe. Am 31. Januar 1950 gründete sie das Müttergenesungswerk.

 

Geboren wurde sie 1881 in Strasbourg, drei Jahre vor ihrem späteren Ehemann
Theodor Heuss. Elly Knapp träumte als junges Mädchen keineswegs von hübschen Kleidern, sondern von Johanna von Orleans und dem liberalen Politiker Friedrich Naumann. Die Wortgewalt, mit welcher der evangelische Theologe Naumann liberale Politik predigte, beeindruckte sie tief. Wie sie später schrieb, fühlte sie hier was es heißt, Menschen in ihrem Willen zu bewegen, ohne ein anderes Mittel als das lebendige Wort. Auf dem Fahrrad durch die Gassen von Strasbourg  fühlte sich die Professorentochter frei, bereit die Welt zu entdecken - und zu verändern. Mit 18 wurde Elly Knapp Lehrerin und gründete eine eigene Mädchenschule. Doch sie wollte selber weiter lernen. So studierte s
ie erst Pädagogik in Strasbourg und später Volkswirtschaft an der Universität Freiburg, an der endlich ab 1900 auch Frauen studieren konnten. Danach ging sie nach Berlin. Sie hielt politische Vorträge und beteiligte sich an anregenden Gesprächskreisen, u.a. mit Albert Schweitzer und Friedrich Naumann. Hier schloss die lebendige,aufgeschlossene Elly Freundschaft mit dem jungen, aber doch sehr zurückhaltenden Journalisten und Politikwissenschaftler Theodor Heuss, dessen kritische Urteile sie sehr schätzen lernte. Eine Freundschaft, aus der Liebe wurde und Theodor Heuss sollte noch von der Begeisterungsfähigkeit und Tatkraft seiner Frau profitieren. 1908 heirateten die beiden. Ihr Pfarrer war Albert Schweitzer. Bereits zu dieser Zeit ist sie entschlossen, auf keinen Fall eine klassische Hausfrau zu werden. 1910 kommt ihr Sohn Ernst Ludwig nach schwerer Geburt zur Welt. Elly Heuss-Knapp geht ganz selbstständig einen für die damalige Zeit sehr ungewöhnlichen Weg – mit Erfolg. Sie unterrichtet Schülerinnen, schreibt Artikel, ist als Dozentin tätig. Nach dem 1. Weltkrieg, als erstmals auch Frauen wählen und gewählt werden dürfen, kandidiert Elly Heuss-Knapp für die Deutsche Demokratische Partei, jedoch ohne Erfolg. Öffentlich ruft sie die Frauen zur Wahlbeteiligung auf. Sehr wirkungsvolle Wahlplakate werden von ihr selber entworfen und getextet.

 

Zwischen 1933 und 1945 ist es Elly allein, die die Familie ernährt. Die Nationalsozialisten erteilten ihr Auftrittsverbot, ihrem Mann Berufsverbot. Er wurde gezwungen, seine Lehrtätigkeit an der Universität aufzugeben. Das Ehepaar Heuss durfte keine politischen Schriften publizieren. Dennoch treffen sich in ihrem Haus Verfolgte und Gegner der NS-Diktatur. . Theodor Heuss schreibt aufgrund seines Berufsverbots in dieser Zeit Biographien. Elly Heuss-Knapp verlegt sich nun auf Rundfunkwerbung und man staunt: Werbefilme.

 

Ihre Auftraggeber sind Unternehmen wie Henkel, Beiersdorf, Bosch und AEG. Die Arbeit ist ihr als Professorentochter peinlich, beachtlich dabei das Ergebnis. Mit ihren neuen Ideen revolutioniert sie die Werbung. 1935 erleidet sie einen Herzanfall. Kurz nach dem 2. Weltkrieg gründet sie eine „ Nachbarschaftshilfe“ , um Frauen gefangener Soldaten und Kriegerwitwen einen Arbeitsplatz zu verschaffen. Elly nimmt gemeinsam mit ihrem Mann die politische Arbeit wieder auf. Nach dem Krieg ist sie Mitglied im Landtag in Württemberg-Baden. Dass sie schließlich die First Lady an der Seite des 1. deutschen Bundespräsidenten wird, liest sich in ihrer Vita dann fast wie eine Fußnote. Am 31. Januar 1950, zwei Jahre vor ihrem Tod, gründet Elly Heuss-Knapp gemeinsam mit Antonie Nopitsch das Müttergenesungswerk, das bis heute unter der Schirmherrschaft der jeweiligen Bundespräsidentengattin steht – eine Bundespräsidentin selber gibt es ja bis heute nicht... Doch für sie selbst, die bei der Geburt ihres einzigen Kindes beinahe gestorben wäre, war dieses Engagement vor allem eines: Ein Herzensanliegen.

 

(Quellen: Sigrid Gombert in: „ Wer war …? Straßennamen im Vauban“ 2014 und Isabella Arucci BR 2011)

 

 

 

Lesung am 18.Juli 2018 um 20.00 Uhr , Vauban Alfred Döblin Platz, Haus 037 , 1.Stock, Großer Saal. Eintritt 6/4 Euro. Kontakt: Ulrike Schubert ulmischubert@gmx.de und Gabi Buergl-Moravcik g.buergl@gmx.de.